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Seward’s Folly


30. März 1867


Der US-Außenminister William Henry Seward kaufte im Jahr 1867 ein 1,7 Millionen Quadratkilometer großes Stück Eis von Russland. Aber kein gewöhnliches Eis. Der notorisch klamme Zar Alexander II. sah sich gezwungen, den Vereinigten Staaten im Frühjahr 1867 ein Geschäft zu unterbreiten: Die 120 Jahre alte Kolonie Alaska für 7,2 Millionen Dollar. Einerseits strebte Alexander II. so einen Ausgleich seiner Staatskasse an, nachdem der dreijährige Krimkrieg gegen die Alliierten von 1853 das Vermögen des Russischen Kaiserreiches arg dezimiert hatte. Andererseits – und dieser Punkt lag dem Zaren besonders am Herzen – hatte er Angst, das Vereinigte Königreich Großbritannien könne – durch seine Dominanz zur See – den unscheinbaren Zipfel an Kanadas Westküste gar militärisch einzunehmen versuchen.

Nur blieb, nach diesem vermeidlich miserablen kaufmännischen Zug, bei vielen amerikanischen Journalisten und Kritikern die Frage offen: Was ist mit diesem eisigen Ödland anzufangen, das noch dazu keine gemeinsame Grenze zum eigenen Staatsgebiet besitzt? Der Ausdruck Seward’s Folly, also Dummheit, machte für diesen territorialen Fehlkauf schnell die Runde – auch über die Landesgrenzen hinaus.

Doch stellte sich diese Dummheit nur 5 Jahre später als wahrer Glücksgriff heraus: Am Klondike River im Osten Alaskas wurde Gold gefunden. Eine Entdeckung, die zum großen Goldrausch von Klondike 1896 führte. Und damit nicht genug: In der Prudhoe Bay stieß man 96 Jahre nach dem Tod Sewards – im Jahr 1968 – auf Öl. Und zwar so viel, dass heute ca. 25% des in den USA geförderten Erdöls aus ebenjenem 49. Bundesstaat kommt.

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